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Mia und ihre Blumenwiese

Wie oft schaute Mia sich um und sah so tolle Wiesen. Saftig grün, wundervolle Blumen in den unterschiedlichsten Farben. Genauso hatte sie sich ihre eigene Wiese immer vorgestellt. Aber da wuchs nur Gras. Weiter nichts. Nur grünes Gras. Also begab sie sich auf die Suche. Sie fragte andere, welche Samen sie benutzen, welches Handwerkszeug sie gebrauchen und wie oft sie umgraben oder düngen. Sie wollte alles wissen. Und dann folgte sie deren Anweisungen. Sie ging in eine Gärtnerei, besorgte neue Samen, einen besseren Spaten, bestellte sich weiteres Handwerkszeug, holte sich Dünger bei einem Bio-Bauern und vieles mehr.

 

Dann kam der Tag, an dem sie mit ihrem Projekt „Bunte Wiese“ starten wollte. Sie stand auf ihrem Rasen und setzte den Spaten an, um das erste Viertel umzugraben. Doch plötzlich hielt sie inne. Sie kniete sich auf den Boden, denn vor ihr hatte sich ein Schmetterling niedergelassen. Mia standen Tränen in den Augen. Der kleine Falter saß auf einer Blume. Einer Blume mit grünen Blütenblätter! So etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen. Und dann sah sie sich um. Ihre ganze Wiese war voller grüner Blumen. Unglaublich. Sie hatte Blumen auf ihrer Wiese. Lauter Blumen. Die hatte sie durch den ständigen Vergleich der bunten Wiesen um sie herum gar nicht wahrnehmen können.

 

Sie entschied in diesem Moment, nichts umzugraben, sondern alles so zu lassen. Stattdessen kümmerte sie sich nun um ihre eigene Wiese, die ab diesem Tag einen richtigen Aufschwung erlebte. Die Blumen blühten schöner als je zuvor und endlich konnte Mia sich auch an ihrer eigenen Wiese erfreuen. Ihr wurde bewusst, dass es kein schöner oder besser gibt. Ihre Wiese war nur anders.

 

Kerstin Werner

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Dagmar (Sonntag, 27 Mai 2018 13:23)

    Liebe Kerstin, was für ein schönes Gleichnis! Und meine kleine Tochter heißt auch Mia, das macht es natürlich noch besser. Herzliche Grüße!