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Rein in den Burnout und wieder raus

Vor kurzem war Andreas Gregori bei mir. Wir führten ein zweites Glückfinder-Interview. Er wollte wissen, was sich seit dem ersten Interview (Anfang 2015) getan hat. Mir wurde dadurch einiges bewusst, was ich ehrlich und offen mit euch teilen möchte.

 

2015 und auch 2016 noch habe ich vieles verkrampft getan. Weil ich besonders gut sein wollte. Ich wollte mein Marketing verbessern, mehr nach außen strahlen, präsenter sein und überhaupt. Dabei ist eins passiert: Ich bin völlig an mir selbst vorbei gelaufen. Und ich bin mir sicher, dass ihr das stellenweise gemerkt habt. An mir selbst vorbei und mitten rein in den Burnout. Und glaubt mir: Ich hätte nie geglaubt, dass mir so etwas noch einmal passieren könnte. In mir drin wusste auch eine Stimme, was Sache ist, aber die habe ich nicht gehört. Ich wollte sie nicht hören. Stattdessen bin ich immer wieder über mich hinweggegangen.

Ich wollte gut da stehen. Toll sein. Erfolgreiche Autorin lebt nun vom Schreiben. Ja, ich dachte, ich hätte mich ins Schlaraffenland gebeamt. Aber nix da. Keine Kirschen im Mund. Die Erkenntnis schmerzte. Dunkelheit zeigte sich.

 

Und wisst ihr, was ich außerdem für mich gemerkt habe? Das beste Marketing mache ich, wenn ich gar keins machen will. Wenn ich einfach der bin, der ich bin. Echt, authentisch und mir selbst nah. Wenn ich nicht so viel plane und analysiere, sondern meiner Intuition folge. Das mag nicht auf alle passen, aber bei mir ist es so.

 

Vielleicht erinnert ihr euch noch an folgende Begebenheiten?

  • Es waren schon 1,5 Bücher fertig ohne dass es mir bewusst war. Ich schrieb Geschichten, weil es mir gut tat.
  • Die Buchrücken ergaben unerwartet einen Regenbogen, nachdem ich die Farbe der Vorder- und Rückseite anpasste.
  • Die Fotografie entwickelte sich rasant, obwohl ich „nur“ das Vorhaben hatte öfter in meiner Kraft zu stehen.
  • Die Geschenkbüchlein kreierte ich mit dem Vorhaben, es überall hinzubringen, wo pädogagisch gearbeitet wird, damit möglichst viele diese Geschichte lesen. Der Liebe wegen. Die ersten 400 Stück verschenkte ich. Bis jemand kam, der 100 kaufen wollte…

Nur um ein paar Dinge zu nennen. Wenn ich länger nachdenke, fällt mir bestimmt noch mehr ein, was "einfachso" entstand. Absichtslos und doch so stimmig. Weil ich einfach meinem Bauch folgte. Geld war bei alledem nicht meine Motivation, sondern Freude. Und dann entpuppten sich Sachen, die ich vorher gar nicht sehen konnte. Und ja - auch Geld.

 

Genau das änderte sich, als ich meinen Job in der Telefonakquise aufgab. Aus dem Bücher schreiben DÜRFEN wurde ein gefühltes MÜSSEN. Obwohl ich mich äußerlich aus dem Rädchen der Leistung herauszog und nur noch das machen konnte, was ich wollte, spürte ich von Beginn an Druck. Die Rädchen liefen innerlich weiter. Ich rannte, dabei wäre es nicht nötig gewesen. Anfang 2016 suchte ich verkrampft den Weg zurück in die Kreativität.

 

Ich nutzte eine Intensiv-Coachingwoche in Sichtbarkeit und Marketing. Ich wollte an meiner Präsenz feilen, dabei wusste etwas in mir, dass etwas ganz anderes anstand. Auch schrieb ich Morgenseiten nach Julia Cameron bis ich merkte: Das machst du doch nur, weil du denkst, anschließend wieder Bücher schreiben zu können. Aber nicht, weil es dir gut tut. Also hab ich sie sofort eingestampft.

 

Nix Morgenseiten, nix Buch, nix mehr krampfhaft.

 

Nach langer Zeit des krampfhaften Buchschreibenwollen hatte ich mir die Erlaubnis gegeben, kein Buch mehr schreiben zu „müssen“. Ja, genau. Wenn nichts mehr kommt, ist vielleicht jetzt Ende mit Bücherschreiben. Na und? Dann kommt eben was anderes. Vielleicht auch nicht – wer weiß das schon. Seitdem ging es mir besser. Weil es ruhiger wurde in mir. Weil ich annehmen konnte, wie es in dem Moment war. Ich stellte mir erneut DIE Frage und folgte der Antwort: Was würdest du gerade gerne tun? Ohne in die Ferne zu schauen. Ohne das Außen zu beachten. Was würde gerade deine Seele nähren? Was bereitet dir JETZT Freude? Daraufhin kam das Vertrauen immer öfter kuscheln. Das Leben wurde langsam aber sicher wieder zum Freund.

 

Falls du also glaubst, in Rente gehen sei toll, weil du endlich machen kannst, was du willst, dann prüfe für dich, was viel Zeit haben überhaupt für dich bedeutet. Hältst du das aus? Bist du gerne mit dir zusammen? Wie sehr identifizierst du dich über Leistung? Bist du jemand, der nach außen hin gerne gut dastehen will? Oft sind es solche Dinge, die die Verbindung zu uns selbst trennt. Weil wir jemand sein wollen, der wir gar nicht sind.

 

Für mich war es DER Befreiungsschlag und der Weg raus aus dem Burnout: JA sagen zu dem Kack, den ich gerade in meinem Leben vorfinde. Dazustehen, dass auch bei mir nicht immer alles rosig ist, Hilfe in Anspruch nehmen und genau das offen kommunizieren. Was sicherlich als Person in der Öffentlichkeit eine noch größere Herausforderung darstellt. Wie auch bei mir. Das liegt aber auch nur daran, weil wir uns mit unseren Gedanken Filme einschieben, die nicht der Realität entsprechen. Wir stellen uns vor, wie es ist, wenn ... dabei ist Authentizität das, was Nähe schafft. Vor allem zu uns selbst.

 

Durch das JA zum Leben wird eine Kraft frei, die zuvor im Widerstand gefangen war.
Und wir geben uns die Erlaubnis der zu sein, der wir gerade sind - was völlig ausreichend ist.


Mögen wir uns stets daran erinnern.

 

Alles Liebe
Eure Kerstin

 

Zur Eigentherapie habe ich damals übrigens Interviews mit Menschen geführt, die den Weg aus dem Burnout gefunden haben. Ich wollte wissen, welche Parallelen es zu mir gab. Diese findest du auf meinem YouTube-Kanal unter "Interviews, die bewegen". Ich bin mir sicher, dass sie jedem helfen, der sich gerade in einem solchen Tief befindet.

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Kommentare: 1
  • #1

    Julu (Dienstag, 29 Mai 2018 17:18)

    Genau so ist es. Nicht glänzen wollen, sondern echt sein mit all dem "Kack" der hält manchmal da ist. Dies für sich anzuerkennen ist der Weg 8n die Heilung.
    Ich kann das gut nachvollziehen.
    Danke fürs bewusst machen.